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Stefan Hertmans - Die Fremde

Stefan Hermans gilt als einer der bekanntesten niederländischen Autoren. Er hat an seinem neuen Roman "Die Fremde" lange gearbeitet. In seiner französichen Wahlheimat im kleinen Dorf Monieux oberhalb der Côte d'Azur und unweit des Mon Vendoux stößt er in einer Bibliothek auf ein Handschrift, die von einer Geschichte aus der Zeit des Ersten Kreuzzuges im späten 11. Jahrhundert stammt. Er beginnt nach diesen Spuren zu fahnden. In den Ruinen oberhalb des heutigen Dorfkerns sucht er nach Überresten des jüdischen Viertels, das es gegeben haben muss, wenn seine weitere Hauptquelle nicht trügt, ein Dokument aus der "Cairo Genizah Collection" in der Handschriftenabteilung der University Library von Cambridge. Stefan Hermans hat daraus einen Roman gestaltet, der vom Schicksal einer Christin, die ihre Familie verließ und zum jüdischen Glauben übertrat, um David, den Sohn eines Rabbis zu heiraten, berichtet. Um ihren Verfolgern zu entgehen, flüchteten sie nach Monieux. Doch dauerhafte Sicherheit fand das Paar dort nicht. Bei einem Pogrom durchziehender Kreuzritter wurde David ermordet, die zwei Kinder des Paares wurden geraubt. Ein Brief des Rabbis von Monieux soll die mittellose Witwe, die mit einem weiteren Kind zurückbleibt, dem Schutz einer fernen jüdischen Gemeinde empfehlen. Diesen Brief hält der Erzähler in Händen.

Der Autor reist seinen Figuren nach, glaubt in einer alten Skulptur seine Heldin wiederzuerkennen, blättert in Büchern, Chroniken und Manuskripten, während er von seinen Figuren erzählt. So wird aus der namenlosen Proselytin des hebräischen Manuskripts in Cambridge die Tochter eines zum Christentum bekehrten Normannen in Rouen.

Das eigentlich sensationelle an diesem Roman ist die Unmittelbarkeit des Erzählens, denn der Autor schreibt keinen historischen Roman, sondern spürt Schritt für Schritt seinen Figuren nach und kommt ihnen wie in einer Halluzination gefährlich nahe. (Barbara Ter-Nedden)

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783446254695
Kategorie: Roman