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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446205178
Sprache: Deutsch
Umfang: 376 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 22 x 15.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Kathrin und Leon sind sich sicher: Das zweieinhalbtausend Jahre alte Keltengrab hinter dem Beckmann-Hof hütet ein gefährliches Geheimnis. Seitdem Grabräuber und Archäologen die Ruhe der Toten stören, geschehen dort unheimliche Dinge. Um die leichtfertigen Erwachsenen zu retten, müssen die beiden sich selbst in Gefahr bringen. "Keltenfeuer" liefert wie das "Geisterschiff" Spannung pur.

Autorenportrait

Homepage von Dietlof Reiche

Leseprobe

Der Deutz fing nach einer knappen halben Stunde an zu stottern. Bis dahin hatte er brav brummend seine Runden um den Hügel gedreht, so als wäre er ein ganz normaler Traktor. Aber das war er nicht. Wenigstens nicht, wenn Kathrin ihn fuhr. Saß der Vater auf ihm, machte der Deutz niemals Zicken. Bei ihr immer. Er war ein Traktor, der etwas gegen zwölfjährige Mädchen hatte. Zumindest gegen Kathrin. Seufzend klappte sie den Deckel des Werkzeugkastens hoch, holte den siebzehner Ringschlüssel heraus und kletterte nach unten. Und da, als sie den Ringschlüssel auf die Verschlussschraube des Filters setzte, hatte sie eine Eingebung. Rasch kletterte sie wieder nach oben und schlug mit dem Schlüssel auf den Tankdeckel. Das tat sie mehrmals und kräftig. Darauf startete sie, gab Gas - und der Motor lief rund. Kathrin blickte zurück, wo der Kreiselmäher das geschnittene Gras als einen Endloshaufen hinter sich ließ. Hoffentlich ging jetzt alles glatt. Wie den Deutz hatte der Vater auch den Mäher gebraucht gekauft und Ersatzteile waren schwer zu kriegen. Wenn ein Stein eines der Schneidmesser schartig schlug, war das meistens eine teure Sache. Es passierte immer wieder einmal. Denn im Wiesengrund tauchten plötzlich Steine auf, die vorher unter Garantie nicht da gewesen waren. -Sie wachsen-, meinte die Mutter. -Anscheinend wachsen sie irgendwie nach.- -Unsinn-, sagte der Vater. -Sie kommen von unten aus der Erde.- -Aber warum bleiben sie da nicht?-, fragte Michael. Er war acht und wollte immer alles ganz genau wissen. -Warum kommen sie hoch?- Doch da konnte der Vater bloß die Schultern heben. -Weiß ich auch nicht.- Kathrin hatte mal zu wissen geglaubt, warum die Steine hochkamen. Als kleines Mädchen war sie sich da ganz sicher gewesen. Sogar noch, als sie so alt war wie Michael. Jemand schickte die Steine nach oben. Sie blickte, während der Deutz in die nächste Runde ging, zum Hügel und versuchte, ihn mit den Augen von damals zu sehen. Da lag er, kahl und massig. Mit gerundeter, ebener Kuppe, als hätte ein Riese ihn geformt und geglättet. Und innen im Hügel, da saß, schwarz gewandet und düster, die Königin und sann auf Böses. Es war die böse Königin, die immer neue Steine nach oben schickte Das glaubte Kathrin natürlich nicht mehr. Außerdem wusste sie jetzt, dass der Sage nach die böse Königin in den Kalten Berg verbannt worden war und nicht in den Hügel. Doch als ihr der Großvater damals - sie ging noch nicht zur Schule - die Sage erzählte, da war sie noch nie am Kalten Berg gewesen. Den Hügel jedoch kannte sie von klein auf, man konnte ihn von ihrem Zimmer im Dachgeschoss sehen, und fraglos war die Wohnung der schwarzen Königin darin. Sie blickte zu ihm hinüber. Kahl und gerundet, wie er war, nahm er sich eigenartig fremd auf der Wiese aus. Nicht ganz geheuer sozusagen. Wenn irgendwo eine Königin saß und auf Böses sann, dann dort drinnen. Richtig mulmig konnte einem bei dem Gedanken werden Kathrin schüttelte den Kopf. Schluss jetzt mit diesen Kleinmädchengeschichten! Sie sollte sich lieber auf ihre Arbeit konzentrieren. Kathrin atmete tief ein. Der Deutz zog friedlich brummend seine Bahn und die Sonne schien. Mit einem Mal roch Kathrin das frisch geschnittene Gras. Bestimmt würde sie die Wiese bis mittags fertig gemäht haben. Und dann konnte sie Klong! Kathrin stoppte sofort. Sie kuppelte die Zapfwelle aus und stellte den Motor ab. Es war still. Irgendwo zwitscherte ein Vogel, der Deutz knackte leise, aber sonst war es still. Kathrin saß, die Hände auf das Lenkrad gelegt, und dachte: Bitte lass es was andres sein! Aber sie wusste, dass es passiert war. Und das -Klong- hatte ganz besonders hässlich geklungen. Langsam kletterte sie vom Deutz. Aber vielleicht war es ja doch nur ein Stein von der kleineren Sorte. Vielleicht war ja bloß ein Schneidmesser angeschlagen und man kriegte beim Eisen-Meyer sofort ein neues. Vielleicht Sie griff nac ... Leseprobe