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Die Strafe

Jo-Beckett-Serie 2 - Roman

Erschienen am 20.07.2009
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453265967
Sprache: Deutsch
Umfang: 480 S.
Format (T/L/B): 3.7 x 22 x 14.7 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Die Toten warten nicht Als Jo Beckett zum Flughafen von San Francisco gerufen wird, erwartet sie einen Routinefall. Doch plötzlich sieht sie sich einem randalierenden Fluggast gegenüber, der sie anfleht, ihm zu helfen. Ian Kanan droht die Erinnerung zu verlieren, und er weiß, dass etwas Schreckliches passiert ist. Aber ist er das Opfer? Oder der Täter? Jo Beckett beginnt zu ermitteln und bereut schnell, sich jemals auf diesen Fall eingelassen zu haben. Wenn Jo Beckett zu einem Tatort gerufen wird, sind es die Toten, um die sie sich kümmert. Die forensische Psychiaterin ist Spezialistin für ungeklärte Todesfälle. Mittels psychologischer Autopsien findet sie heraus, warum jemand sterben musste. Ihr Einsatz beginnt dann, wenn die konventionelle Polizeiarbeit scheitert. Als sie eines Morgens zum Flughafenhospital beordert wird, ahnt sie nicht, dass sie vor dem vielleicht spektakulärsten Fall ihrer Karriere steht. Denn das Opfer ist nicht tot, und es ist auch nicht klar, ob es wirklich ein Opfer ist. Es könnte auch der Täter sein. Ian Kanan droht sein Gedächtnis zu verlieren. Alles deutet auf eine schwere Hirnverletzung hin. Bruchstückhaft erinnert er sich an eine schreckliche Gewalttat. Und er ist sich sicher, dass seine Familie in Gefahr ist. Sein Zustand verschlechtert sich zusehends. Bald wird er nicht mehr wissen, was erst zehn Minuten zuvor geschehen ist. Jo Beckett muss herausfinden, was passiert ist. Bevor Ian Kanan stirbt. Oder erneut tötet.

Leseprobe

Später erinnerte sich Seth an kalte Luft und flammende Streifen am westlichen Himmel, an Musik in seinen Ohren und sein heftiges Atmen. Später verstand er, und dieses Verständnis steckte wie ein Stachel in seinem Gedächtnis. Er hatte sie nicht einmal kommen hören. Der Weg durch den Golden Gate Park war von tiefen Furchen durchzogen, und er hatte beim Fahren die Kopfhörer aufgesetzt und die Lautstärke hochgedreht. Die Gitarre war im Rucksack über die Schultern geschnallt. Durch die Eukalyptusbäume flackerte tiefrot der Sonnenuntergang. Am Kennedy Drive hüpfte er mit dem Fahrrad über den Randstein, raste über die Straße und nahm die Abkürzung durch den Wald. Nur noch einen halben Kilometer bis nach Hause. Er war spät dran. Aber wenn er Gas gab, schaffte er es vielleicht trotzdem vor seiner Mom nach Hause. Sein Atem dampfte durch die Luft. In seinen Ohren dröhnte die Musik. Fast hätte er Whiskeys Bellen überhört. Er warf einen Blick über die Schulter. Fünfzig Meter hinter ihm stand der Hund stocksteif auf dem Weg. Schlitternd stoppte Seth. Er schob die Brille hoch, aber der Pfad lag im Schatten, und er konnte nicht erkennen, warum Whiskey bellte. Er piff und winkte. "Hey, jetzt komm schon." Whiskey war ein großer Hund, zum Teil Irish Setter, zum Teil Golden Retriever. Und zum Teil Sofakissen. Dazu so lieb, dass es schon fast wehtat. Aber jetzt war sein Nackenfell gesträubt. Wenn ihm Whiskey davonlief, brauchte er bestimmt ewig, um ihn wieder einzufangen. Dann kam er richtig zu spät. Doch Seth war fünfzehn - erst in einem Monat, na schön - und für Whiskey verantwortlich. Wieder pfiff er. Whiskeys Blick huschte nur kurz zu ihm herüber. Der Hund war eindeutig beunruhigt. Seth zupfte die Ohrstöpsel heraus. "Whiskey, jetzt komm endlich." Der Hund rührte sich nicht. Hinter dem Park auf der Fulton Street rauschte der Verkehr. In den Bäumen sangen Vögel, oben donnerte ein Flugzeug. Und er hörte Whiskey knurren. Seth fuhr zu ihm zurück. Vielleicht ein Waschbär; Waschbären konnten selbst in San Francisco Tollwut haben. Neben dem Hund stoppte er. "Hey, Junge, ganz ruhig." Hinten auf dem Kennedy Drive wurde eine Autotür zugeschlagen. Das Knirschen von Stiefeln auf Blättern und Kiefernnadeln. Whiskey legte die Ohren an. Seth packte ihn am Halsband. Der Hund zitterte vor Anspannung. Der Vogelgesang war verstummt. "Bei Fuß." Seth drehte sich um. Zehn Schritt von ihm entfernt im Halbdunkel stand ein Mann. Die Überraschung prickelte hoch bis in Seths Haarspitzen. Der kahlgeschorene Schädel des Mannes ging ohne Unterbrechung direkt in die Schultern über. Die Arme hingen an den Seiten herunter. Er sah aus wie eine Frankfurter, die den ganzen Tag gekocht worden war. Er deutete mit dem Kinn auf Whiskey. "Ein echter Prachtkerl. Wie heißt er?" Die Sonne war fast untergegangen. Warum trug der Typ eine Sonnenbrille? Der Kerl schnippte mit den Fingern. "Komm zu mir, Hund." Seth hielt Whiskey am Halsband fest. Das Prickeln war jetzt überall, und hinter den Augen spürte er ein helles Klopfen. Was wollte der Typ? Der Kerl neigte den Kopf. "Ich hab dich gefragt, wie er heißt, Seth." Hinter Seths Augen hämmerte es jetzt laut. Seth war schlaksig und hatte kupferfarbenes Haar, das abstand wie Stroh, und blassblaue Augen, die ideal waren für den strafenden Ausdruck, den seine Mutter als Tausendmeterblick bezeichnete. "Du siehst mich schon genauso an wie dein Vater", sagte sie manchmal. "Warum immer ich?" Seth umklammerte Whiskeys Halsband. Warum immer er? Warum, warum - o Scheiße, das hier hatte was mit seinem Dad zu tun. Was wollte der Typ? Und wieso von ihm? Los! Er hackte in die Pedale und zischte ab wie ein Windhund, im Neunziggradwinkel weg von dem Typen, direkt in den Wald. "Whiskey, Fuß", brüllte er. Es gab keinen Pfad, nur holperigen Boden, der mit braunem Gras und Laub bedeckt war. Seine Hände krallten sich um den Lenker, und er strampelte mit einer Heftigkeit, die er seinen Beinen nicht zugetraut hätte. Seine Brille hüpfte auf Leseprobe

Schlagzeile

Erscheint lt. Verlag am 20.07.2009