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Münchner Historiker zwischen Politik und Wissenschaft

150 Jahre Historisches Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität

Weigand, Katharina / Schulze, Winfried / Körner, Hans-Michael
Erschienen am 28.07.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783831609697
Sprache: Deutsch
Umfang: 330
Format (T/L/B): 2.0 x 20.0 x 14.0 cm

Beschreibung

So deplorabel der Zustand der Münchner Geschichtswissenschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts sich auch dargestellt haben mag, so unstrittig ist der Rang des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München heute. Die Entwicklung der Münchner Geschichtswissenschaft von diesen Anfängen bis herein in die Gegenwart wird im vorliegenden Band in biographischen Skizzen prominenter Vertreter des Faches behandelt. Die Bandbreite reicht von Ignaz von Döllinger bis Thomas Nipperdey, von Wilhelm Heinrich Riehl bis Franz Schnabel, von Karl von Amira bis Karl Alexander von Müller: Nicht nur die Vertreter des Faches in einem engeren Begriffsverständnis werden also vorgestellt, es wird vielmehr nach dem ganzen Spektrum der historischen Wissenschaften an der Münchner Universität gefragt, und es werden deshalb beispielsweise die Kirchen- und die Rechtsgeschichte mit einbezogen. Aus den Beiträgen spricht der Stolz auf die Geschichte des Historischen Seminars einerseits, die Bereitschaft andererseits, kritisch über dessen Profil in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten unter dem Motto »zwischen Politik und Wissenschaft« nachzudenken.

Autorenportrait

Mit Beiträgen von Friedrich Wilhelm Graf, Hans-Michael Körner, Wolfram Siemann, Rudolf Schieffer, Hermann Nehlsen, Katharina Weigand, Dirk Kaesler, Winfried Schulze, Thomas Hertfelder, Ferdinand Kramer, Stefan Rebenich und Martin Baumeister (in der Reihenfolge ihrer Beiträge)

Rezension

[…] Da die Vorträge, im Bewusstsein um die Gefahr des Genres Jubiläumsschrift, gerade nicht in Panegyrik und »unreflektierte Lobrede« (S.7) abgleiten, wie insbesondere die Beiträge von Schulze und Rebenich zeigen, stellt der Band einen weiteren erfreulichen Beitrag dar zur Erforschung der Geschichte der LMU. […]

Der Band versammelt zwölf biographisch-wissenschaftlich angelegte Beiträge einer Ringvorlesung, zu der die Gründung des Historischen Seminars an der Universität München im Jahre 1857 den Anlaß gab. Öffentliche historische Vorlesungen haben in München eine bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition. Die Beobachtung, daß in der bayerischen Kulturmetropole „der gesellschaftliche Rang der Geschichtswissenschaft … unstrittig höher ausfällt“ (S. 7) als andernorts, ermutigte dazu, die Jubiläumsverantaltung für ein großes Publikum zu konzipieren. Dennoch lassen die Vorträge, die diesem Auftrag in Methode und Darstellung sehr unterschiedlich gerecht werden, weder wissenschaftlichen Ernst noch kritische Distanz vermissen. Der jeweilige Schwerpunkt der biographischen Studien liegt auf der Münchner Zeit. Sie bringen, im Zusammehang gelesen, die Entwicklung des Historischen Seminars in den Blick und sie werfen erhellende Schlaglichter auf das Spektrum der in München etablierten historischen Wissenschaften.

Hervorgegangen aus einer Ringvorlesung des Jahres 2007 anlässlich des 150. Gründungstages des Historischen Seminars an der LMU, zeichnet der anzuzeigende Aufsatzband ein ebenso kenntnisreiches wie unterhaltsames Panorama der Wissenschafts- und Universitätsgeschichte in den letzten beiden Jahrhunderten.

Das Buch ist ein interessantes und gut lesbares Kompendium und jedem zu empfehlen, der sich für Geschichte interessiert.

Der Band bietet eine eindrucksvolle Galerie von Geschichtsprofessoren, die – mit Ausnahme von Sybel und Weber – zumindest lange in München gewirkt haben. Leben und Werk stehen jeweils im Mittelpunkt, daneben verschweigen die Autoren aber auch akademische Hahnenkämpfe, Berufungsintrigen und kuriose Rivalitätsstreitigkeiten durchaus nicht.

Angenehm an dem Band ist, dass die Beiträge häufig noch Vortragsstil haben: Sie sind meist leicht verständlich und sehr um das Interesse ihrer Leser bemüht, verlieren dabei aber ihren wissenschaftlichen Anspruch nicht. Ganz im Gegenteil […]