0

Kognitive Hirnforschung

Mythos einer naturwissenschaftlichen Theorie menschlichen Verhaltens

Erschienen am 15.09.2008, 1. Auflage 2008
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783899653052
Sprache: Deutsch
Umfang: 190 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 21 x 14 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Cechuras Analyse verdeutlicht, dass die kognitive Hirnforschung eine neue Ideologie begründet. In dieser werden Ergebnisse aus der Naturwissenschaft dazu benutzt, die Ergebnisse der bürgerlichen Konkurrenz biologisch zu erklären und damit als naturgegeben zu behaupten. Ausgangspunkt dieser Analyse ist die kontroverse öffentliche Diskussion um die Existenz des freien Willens. In seiner auch für naturwissenschaftliche Laien verständlichen Auseinandersetzung mit Autoren wie Roth, Singer, Spitzer, Damasio, Kandel u.a. zeigt Cechura auf, dass ihre These, der menschliche Wille sei nicht frei, nicht das Ergebnis ihrer Forschung, sondern ihr Dogma ist, das den Ausgangspunkt ihrer Theorien bildet. Mit der Erfindung des Bestimmungsverhältnisses des Menschen durch sein Organ Gehirn formulieren sie psychologische Theorien und Konstrukte um und verwandeln diese in biologische Gegebenheiten. Der Mensch wird zum Informationsverarbeitungsmechanismus, der sich nur in seiner Komplexität von einer Schnecke oder einem Salamander unterscheidet. Brisanz erhalten diese Thesen, weil die kognitive Hirnforschung als neue Leitwissenschaft antritt. Das von ihr entworfene Menschenbild zeichnet sich dadurch aus, dass zwischen dem Überlebenskampf im Urwald und dem in der Konkurrenz der kapitalistischen Gesellschaft kein Unterschied gemacht wird. Die Ergebnisse der Konkurrenz sind somit nicht das Ergebnis dieses Kampfes, der immer Gewinner und Verlierer kennt, sondern der unterschiedlichen individuellen Verschaltung im Gehirn - eine affirmative Sichtweise, die auch für die Bildungsdebatte und die Ausrüstung des Nachwuchses für den künftigen Erfolg im internationalen Wettbewerb instrumentalisiert wird.

Autorenportrait

Suitbert Cechura ist Diplompsychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und promovierter Rehabilitationswissenschaftler. Er lehrt an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum Soziale Arbeit im Gesundheitswesen/Sozialmedizin. Mehrere Veröffentlichungen zur Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen. In seinem Beitrag im Reader von Bettina Schmidt und Petra Kolip (Hrsg): Gesundheitsförderung im aktivierenden Sozialstaat, 2007, setzt er sich ideologiekritisch mit dem Konzept des Empowerment auseinander.