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Duncan Terrace Piano Destruction Concert London 1966/Beschleunigter Zerfall, Piano Destruction Concert 1966, Remix

CD, intermedium 38

Erschienen am 31.12.2009
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783943157383
Sprache: Englisch
Einband: Jewelcase (für CD/CD-ROM/DVD)

Beschreibung

Das dreizehnte Band Am Anfang war ein Rätsel: im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar ist der Nachlass des Dadaisten, Psychiaters und Reiseschriftstellers Richard Huelsenbeck (1892-1974) aufbewahrt, der vor allem aus Typoskripten, handschriftlichen Aufzeichnungen, Briefen und Fotos besteht. Zum Nachlass gehört auch ein Karton, der 13 Tonbänder enthält. 1991 bot ich dem Archiv an, die Bänder, die sich an den Klebestellen bereits auflösten und auch sonst erste Verfallserscheinungen zeigten, im Bayerischen Rundfunk digitalisieren zu lassen und zu katalogisieren. Bei den Bandaufnahmen handelt es sich vor allem um Mitschnitte von Lectures und einigen wenigen Lesungen von Gedichten Huelsenbecks. Dann war da noch dieses dreizehnte Band. Die Aufnahme war in keinen Zusammenhang zu Richard Huelsenbeck und seinem Werk zu bringen. Sie blieb deshalb für lange Zeit unbeachtet liegen. Vor einigen Jahren stieß ich in einem Buch über Videokunst auf Ralph Ortiz - bzw. Raphael Montañez Ortiz, wie sich der Künstler inzwischen nennt (geb. 1934 in Brooklyn, NYC) - und erinnerte mich in diesem Zusammenhang, den Namen auf einer der Bandschachteln gelesen zu haben. Tatsächlich war die Schachtel dann mit diesen handschriftlichen Notizen versehen: "Ralph Ortiz performed his piano Destruction concerto No. 2 in Home of Mr. J. Lun(d)smann" "10/10/1966 Destruction in Art Symposium (London)" "Ralph Ortiz Piano Destruction Concer[!] with Interview DIAS 1966". Ich begab mich auf die Suche nach Raphael Montañez Ortiz, kam in Kontakt, schickte ihm eine Kopie der Aufnahme, erhielt von ihm detaillierte Angaben zur Entstehung und das Einverständnis, sie in der Reihe intermedium records zu veröffentlichen. Richard Huelsenbeck, der unter dem Namen Charles R. Hulbeck in New York lebte, war ein Förderer und Freund des jungen Künstlers Ralph Ortiz. Er konnte in den frühen 1960er Jahren sogar einen Ankauf eines Werks von Ortiz an das Museum of Modern Art vermitteln. Die Aufnahme "Duncan Terrace Piano Destruction Concert London 1966" - wie Ortiz sie betitelt - entstand bei dem von Gustav Metzger initiierten "Destruction In Art Symposium" in London 1966, abgekürzt DIAS, das ein herausragendes Kunstereignis jener Zeit war und an dem sich zahlreiche Künstler beteiligten, unter ihnen Jean Toche, Wolf Vostell, Hermann Nitsch, Juan Hidalgo, Robin Page, Otto Mühl, Henri Chopin, Al Hansen, Werner Schreib, John J. Sharkey, Ivor Davies, John Latham, Susan Cahn, John Sexton, Kurt Kren, Bryant Patterson, Peter Weibel und Yoko Ono. Seit 1962 führte Ortiz Pianodestruktionen durch, zunächst in Brooklyn, dann, ab 1966 vor Kunstpublikum. Beim "Duncan Terrace Piano Destruction Concert London 1966" ist es das Instrument von Jay und Fran Landesman, das geopfert wurde. Das Konzert wurde kommentiert von Tom Lopez. (Herbert Kapfer) DIAS, London, 1966 Drei Begriffe, die Geschichte schrieben, zumindest in der Kunst, zumindest in der Gegenwart, zumindest für einige Leute. Ich bin einer davon. Swinging London, von Richard Hamilton veredelter und in seiner Druckgraphik gespeicherter, wenn nicht gar immortalisierter Ausdruck der Daily Yellow Press, beeindruckte die kleine Wiener Avantgarde-Gruppe (G. Brus, K. Kren, O. Muehl, H. Nitsch, P. Weibel) 1966 tief. In Wien wurden wir zu keinen Partys eingeladen, sondern sogar, wenn z. B. Fasching in der Wiener Secession war, ausgeladen. In London waren wir Ehrengäste auf Partys in Palästen und Kellern. Die Presse in Wien mied uns, die Presse in London suchte uns auf. Die Mädchen riefen von offenen Fenstern um Mitternacht auf die Straße, ob wir nicht zu ihnen hinauf kommen wollten zum Tanzen. Die Musik spielte Tag und Nacht, überall. Die Kleidung in den Straßen war so exzentrisch wie in Wien quasi. Das Leben schien paradiesisch, die verfemte Avantgardekunst wurde gefeiert. Brus schrieb nach Hause, verfrüht, er werde zum Millionär. Ich war 22 Jahre alt, der Jüngste zwischen Vostell und Metzger, spürte den Konkurrenzdruck untereinander, d