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DER PREIS

Erschienen am 09.11.2018, 1. Auflage 2018
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783038670094
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S., 1 Illustr., Umschlagbild
Format (T/L/B): 3.2 x 23 x 14.5 cm

Beschreibung

Er ist ICH. Er ist Bildhauer und seine Frau, die sinnliche, seine Sinne betörende S, ist ein Meer. Ein Meer, das ihn als Liebenden manchmal zu verschlingen droht. Ein Kind haben die beiden auch, einen Chnopf, und im Verlauf des Buches kommt ein zweites zur Welt, Chnopfzwo. Bei dessen Geburt verliert der Vater angesichts der entfesselten Naturgewalten vollends den Boden unter den Füßen, denen ganz grundsätzlich etwas fehlt, damit sie so richtig fest auftreten könnten: Diese Etwas ist der PREIS, den ICH sich als Bildhauer von Jahr zu Jahr erhofft, und der ihm nicht zugesprochen wird. Die aufopfernde Güte von S, die der Familie die materielle Lebensgrundlage sichert, kann ICH nicht davor bewahren, sich in den Abgründen, aber auch in den Höhenflügen der schöpferischen Arbeit zu verlieren, hin- und hergerissen zwischen kreativem Impetus und Verzweiflung. Antoinette Rychner hat für diese wohl allen Künstlerinnen und Künstlern bekannte Situation eine Form und eine Sprache gefunden, die ihresgleichen sucht: Ihr Buch ist ein wahres Feuerwerk an Bildern und luzidem Witz, lebensnah und höchst kunstvoll gestaltet zugleich. Nicht umsonst hat die Autorin dafür 2015 den in der Westschweiz angesehenen Prix Dentan und 2016 einen der Schweizer Literaturpreise gewonnen. Yla M. von Dach hat das Buch ins Deutsche übersetzt. Es erscheint im Rahmen der ch-reihe.

Autorenportrait

Antoinette Rychner (1979 geboren) studierte in Vevey Theatertechnik, arbeitete danach in verschiedenen Westschweizer Theatern, bevor sie selbst Bühnenstücke zu schreiben begann. [...] Sie hat am Literaturinstitut in Biel studiert und u.a. veröffentlicht: Intimité Data Storage (Les Solitaires Intempestifs, 2013, aufgeführt im Genfer Théâtre Saint Gervais), Lettres au chat (Prosa, d'autre part, 2014), Petite collection d'instants-fossiles (L'Hèbe, 2010). Le Prix erschien 2015 bei Buchet/Chastel in Paris. Sie tritt auch als Performerin auf (http://toinette.ch).

Leseprobe

»Immer noch am Fenster schaue ich zu, wie es über den Wohnhäusern leise dunkel wird. Da kommt in ihrem Mantel nun gerade diejenige daher, die ich meine Frau nenne - heute Morgen, im Zimmer, trug sie knapp einen Slip, während sie sich ihren Wasserfall von Haaren kämmte, summte sie ein Liedchen? Um sie hing ein Dunstschleier, der einen vom Weg abkommen ließ, ich habe sie an mich ziehen müssen und ihren Bauch begrapschen, ihre phänomenalen Brüste und ihr jodhaltiges Haar, sie hat gelacht, hat sich vorsichtig an MICH geschmiegt, so gut ihre Sackerments-Fortsätze ihr das erlaubten, und ich hab gedacht: Diesen zweiten Chnopf, den wird sie wirklich bekommen! Den Medikus brauchts jetzt nicht mehr, damit man daran glaubt, und wenn S dem Kleinen in den ersten Monaten ihren Salinensaft schenken, sich ZEIT zum Hätscheln nehmen und dafür die Stunden, die sie ihrem Arbeitgeber widmet, reduzieren will, gibt es meines Wissens nicht zigtausend Lösungen, was kann ich anderes tun, als sie verdienen zu gehen, diese Kröten, die sie weniger kassieren wird und die uns umgehend fehlen werden, ja, was ist da in Betracht zu ziehen, wenn nicht in die Galerie zurückzukehren, morgen und übermorgen, schlicht nur, um unsere Brotkröten zu verdienen?«