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Nach unserer Welt

Erschienen am 10.08.2023, 1. Auflage 2023
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783038670766
Sprache: Deutsch
Umfang: 296 S.
Format (T/L/B): 3 x 23 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

November 2022. Ein Wirbelsturm von ungekanntem Ausmass verwüstet die Westküste der USA. Die Versicherungsgesellschaften sind nicht in der Lage, die Schäden zu begleichen, das amerikanische Finanzsystem bricht zusammen und reisst das globale System mit in den Abgrund. Kein Geld ist mehr verfügbar, keine Energiequellen, eine Klimakatastrophe reiht sich an die andere, keine Kommunikation ist mehr möglich. Innerhalb weniger Monate wird die ganze Welt, so wie wir sie kennen, verschlungen. Antoinette Rychner erzählt abwechselnd die Abenteuer von vier Personen, die versuchen, in einer Gesellschaft zu überleben, die dazu verurteilt ist, sich neu erfinden zu müssen, manchmal zum Preis der Barbarei. Dieser dystopische Roman erzählt von der Zeit vor und nach der Katastrophe und wirft konkret politische, menschliche und soziale Fragen auf: Ist Humanismus ein Privileg von Gesellschaften, denen es gut geht? Oder ist es möglich, mitten in der Katastrophe neue Wege des Zusammenlebens in der Welt zu finden? Ein visionärer und inspirierender Roman in einer Zeit, in der Umweltfragen immer dringlicher zu lösen geworden sind.

Autorenportrait

Antoinette Rychner, 1979 geboren, studierte in Vevey Theatertechnik, arbeitete danach in verschiedenen Westschweizer Theatern, bevor sie selbst Bühnenstücke zu schreiben begann. Sie hat am Literaturinstitut in Biel studiert und wurde 2016 für ihren ersten Roman »Le Prix« mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet. Yla M. von Dach hat diesen Roman für den verlag die brotsuppe übersetzt (»Der Preis«, 2018), genauso wie die Erzählung »Peu importe où nous sommes«, die 2022 unter dem deutschen Titel »wo auch immer wir sind« erschienen ist.

Leseprobe

Es war das Jahr 2023. Von den acht Milliarden Menschen, die die Erde bewohnten, lebten etwa anderthalb Milliarden in so genannten »Industriestaaten«. Wir gehörten dazu. Wir verbrauchten im Durchschnitt pro Person über 250 Liter Trinkwasser am Tag und über 3000 Liter Erdöl im Jahr. In unseren Haushalten lebten 2,5 Personen. Sie produzierten jährlich Hunderte Millionen Tonnen Müll, trieben den verheerenden Massenkonsum voran und trugen zur Zerstörung unserer Welt bei; das wussten wir. Gleichzeitig bestellten wir Fairphones oder andere fair gehandelte Handys. Eine Frage des Gewissens. Eine Frage von Verantwortung, fanden wir, während wir unser Mehrkornbrot dem Weissbrot vorzogen, das Bio-Hühnchen dem Hühnchen aus der Massentierhaltung, einen Sirup ohne künstliche Farbstoffe der Grenadine, unsere alternativen Snacks den Industrie-Chips. Gegenüber dem standardisierten Hotelkomfort gaben wir »unkonventionelleren« Übernachtungsmöglichkeiten den Vorzug, etwa auf Stroh, im Tipi oder in einer Hütte im Wald, wir setzten auf lebenslanges Lernen und buchten Workshops aller Art: Yoga, natürlich, aber auch biodynamischen Gartenbau. Wir meldeten unsere Kinder für spezielle Musik-, Schreib- und Tanzkurse an, trugen sie bis zu einem Gewicht von fünfzehn Kilo in ergonomischen Tragetüchern und besuchten mit ihnen für Sieben- bis Zwölfjährige konzipierte Ausstellungen zum Thema Gender. Wir abonnierten Biokörbe, schlossen uns der Zero-Waste-Bewegung an und kauften in Unverpackt-Läden ein - auch wenn wir uns bei Verbrauchsgütern wie Glühbirnen, Druckerpatronen oder Geschirrspülsalz der Bequemlichkeit der Supermärkte beugten. Wir demonstrierten gegen fossile Brennstoffe und verbrannten gleichzeitig genau diese, um Wohnen und Arbeiten, Freizeit und Alltag, Stadt und Land zusammenzubringen.