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Menschen zählen

Wissensproduktion durch britische Volkszählungen und Umfragen vom 19.Jahrhundert bis ins digitale Zeitalter, Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London/ Publications of the German Historical Institute London 76

Erschienen am 29.10.2015, 1. Auflage 2015
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783110407785
Sprache: Deutsch
Umfang: X, 426 S., 57 s/w Illustr., 57 b/w ill.
Format (T/L/B): 2.9 x 24.1 x 16.5 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Gesellschaften und ihre Herrschaftsapparate nutzten je nach Epoche und Kontext verschiedene Methoden der Selbstbeobachtung. Im Rahmen der Verwissenschaftlichung des Sozialen entwickelten sich Umfragen ab dem 19. Jahrhundert zum wichtigen Instrument der Produktion von Wissen über die Bevölkerung. Die Volkszählung als Urform kontinuierlicher Gesellschaftsbeobachtung bildet den Kern des Buches. Ausgehend von der Überlegung, dass sozialwissenschaftliche Konstruktionen die Wahrnehmungen und Ordnungen von Gesellschaft prägen, werden am britischen Beispiel Akteure, zentrale Methoden wie Interview, Fragebogen und Gesellschaftsklassifikationen sowie konkrete Fragen nach Race, Ethnicity und Disabilities untersucht. Das Buch verbindet Wissensgeschichte mit neuer Politikgeschichte. Denn Volkszählungsfragen konnten nicht einfach im Top-down-Verfahren vorgegeben werden, vielmehr entstanden sie im politischen Prozess, wurden im Zensusbüro formuliert und von der Bevölkerung eigenwillig beantwortet: Die Volkszählungs,daten' waren Ergebnis einer zirkulären Wissensproduktion. Diese Geschichte sozialwissenschaftlicher Methoden führt ins Zentrum gegenwärtiger Debatten um Big Data und die Herausforderungen des digitalen Zeitalters. Denn die Idee, dass Menschen und Gesellschaften nichts weiter als die Summe ihrer Daten seien, ist im Kern der über 200-jährigen Methodengeschichte von Umfragen und Volkszählungen angelegt.

Autorenportrait

Kerstin Brückweh, Universität Tübingen und Universität Duisburg-Essen