In seinem anspielungsreichen fünfaktigen Alterswerk >Faust II< führt Goethe den Leser durch die Bildwelten der Antike und des Katholizismus und verwebt kultisch-mythologisches Bildungsgut mit den (natur-)wissenschaftlichen Diskursen seiner Zeit zu einer symbolträchtigen Reise durch Europas Kulturgeschichte. >Der Tragödie zweyter Theil< bietet eine von Kennern hochgeschätzte, rätselhafte und komplexe Weiterführung des Dramas, die nun eher gesellschaftliche Phänomene, geschichtliche und politische Entwicklungen in den Mittelpunkt stellt als das Seelen- und Gefühlsleben des Einzelnen. Goethe, 1815 von dem Kaufmann und Kunstsammler Sulpiz Boisserée nach dem Ende seines Menschheitsdramas gefragt, antwortete geheimnisvoll: 'Das sage ich nicht, darf es nicht sagen, aber es ist auch schon fertig, und sehr gut und grandios geraten, aus der besten Zeit.' Der Stoff des >Faust< begleitete den berühmten Dichter insgesamt mehr als sechs Jahrzehnte.

Johann Wolfgang Goethe (geadelt 1782) wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und starb am 22. März 1832 in Weimar. Sein Werk prägte die Epochen des »Sturm und Drang« und der »deutschen Klassik«. Es umfasst sämtliche literarischen Gattungen, dazu autobiographische Schriften und naturwissenschaftliche Studien. Goethe stand in regem Kontakt zu allen geistigen Größen seiner Zeit und seine Wirkung auf die Literatur ist bis heute ungebrochen. Nicht nur im eigenen Land gilt er als größter Dichter der Deutschen.