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Rolf von Sydow erzählt aus seinem Leben

"Ich wollte von Hitler zum Ehrenarier ernannt werden"

Bernstein, Costa / Diedrich, Gabriele
Erschienen am 15.10.2011
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783942902021
Sprache: Deutsch

Beschreibung

Die Edition Zeugen einer Zeit Die Edition Zeugen präsentiert Porträts von Menschen, die die Zeit des Nationalsozialismus und die Schoah überlebt haben. Mit Bedacht setzt sich die Edition vom herkömmlichen Stil der Zeitzeugnisse ab, die sich auf das Zeugnis einer erzwungenen Zeit beschränken. Die Erzählenden nehmen uns vielmehr mit in ihr gesamtes Leben und ihre individuellen Erinnerungen. Wie haben sie ihre Kindheit und Jugend verlebt, welche Vorstellungen hatten sie von ihrer Zukunft? Wie haben sie die Zeit der Ausgrenzung und der Verfolgung erlebt und welche Auswirkungen hatte diese auf ihr Leben nach 1945? Wie blicken sie heute auf ihr Leben zurück? Erinnerungen vermitteln sich über die Sprache. Und die Authentizität der Stimmen gewährt einen sehr persönlichen Zugang zu den Erzählenden und ihren Lebensgeschichten, in denen sich auch die letzten Jahrzehnte deutscher Geschichte widerspiegeln. Die ersten drei Porträts wurden vom Aktiven Museum Spiegelgasse für deutsch-jüdische Geschichte in Wiesbaden e.V. herausgegeben, die folgenden von der Paul Lazarus Stiftung. Alle Porträts sind über die Stiftung zu beziehen. Bisher erschienen sind: Arno Lustiger erzählt aus seinem Leben: „Ich habe mein ganzes Leben Glück gehabt.“ Trude Simonsohn erzählt aus ihrem Leben: „Trude gib nich' auf! Der Hitler wird draufgehn und du wirst weiterleben.“ Edgar Hilsenrath erzählt aus seinem Leben: „Deutsch war nicht die Sprache der Nazis. Es war meine Sprache.“ Henny Brenner erzählt aus ihrem Leben: „Nichts gewusst?! Sie haben uns doch gesehen mit dem gelben Stern!“

Autorenportrait

Im fünften Porträt der Edition Zeugen einer Zeit erzählt Rolf von Sydow aus seinem Leben. Er wird 1924 in Wiesbaden geboren. Wie es sich für ein männliches Mitglied einer Adelsfamilie mit militärischer Tradition gebührt, bekommt er schon mit sechs Jahren eine maßgeschneiderte Uniform. In der Hitlerjugend ist er voll Eifer dabei, der Weg für die Zukunft scheint vorgezeichnet. Mit elf Jahren wird plötzlich alles anders: Nach den Nürnberger Gesetzen ist er „Mischling 2. Grades“. Zwar sind die jüdischen Urgroßeltern mütterlicherseits vor ihrer Heirat zum protestantischen Glauben konvertiert, für die Rassenideologie der Nazis spielt das jedoch keine Rolle. Für den jungen Rolf ist die Entdeckung ein Schock, er reagiert mit Asthmaanfällen. Später wird er aus der HJ ausgeschlossen. An seinem Lebensplan hält er dennoch fest: „Ich werde es allen zeigen.“ Er meldet sich zur Wehrmacht und wird für seinen Kampfeinsatz mehrfach ausgezeichnet, bis seine „nichtarische Abstammung“ entdeckt wird. Es folgen Degradierung und Haft. Nach Kriegsgefangenschaft und Kriegsende geht er nach Berlin. Er beginnt seine Karriere als Film- und Fernsehregisseur und erlebt die Veränderungen in der Branche während der letzten Jahrzehnte. Unter seiner Regie entstehen 135 Filme und Fernsehspiele.